Edith Bretschneider - Gracin
Dichtkunst
Meine Gedanken dienten nur der Kunst,
und meines Wissens Durst blieb ungestillt,
unerreicht mein Ziel, weil der Himmel,
dem ich alle Sterne entreißen wollte, vernagelt war.
Müd gereist ist nun mein Geist,
und wie tauschweres Heu sind meine Erinnerungen. -
Die Hoffnung malt ein besänftigendes Bild
und schreibt doch ein sterbendes Lied der Muttersprache...
Der Mensch heute, der Romantik entkleidet,
lebt nicht mehr musisch, ist kurzsichtig und klanglos.
Darum liegt meiner Tage Kunst unter Steinhaufen
der Mühseligkeiten in meiner veralteten Welt !
Horch, - die kranke Zukunft klopft ans Fenster,
an meines Alters Käfig, hält mich wach,
und ich schreibe meine Worte
nur noch dir, - und jenem, - und den anderen,
die sie interessenlos auffangen und nicht verstehen !
Edith Bretschneider-Gracin
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Oh Freude
Wie schallte mein Lachen einst mit dir,
wie ein Orgelgesang
und mein Herz hüpfte
wie ein Vöglein auf seinem Zweig. -
Mein Kleid war damals
aus Hoffnung und Zuversicht gewebt
und leuchtete hell durch dich
und schwebte federleicht himmelwärts. -
Ach Freude,
warum hast du mich verlassen ?
Kein Lachen weckt mein Sein,
und mein Kleid und meine Seele
sind nun alt und farblos, - ohne Echo.
Wie weit von mir
bist du entschwunden ?
Deine Wolke um mich
hat sich längst aufgelöst
und meine Worte im Raum
bleiben nun verhallt in Stille ...
Edith Bretschneider-Gracin
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Melodie unserer Worte
Wenn ich in Nachdenklichkeit weile,
und ein Traum mich überreich beschenkt,
werden meine poetischen Gedanken
zu leuchtenden Ranken,
die meine Herzensblume zum Blühen bringen
im Garten meiner Seele. -
Meine Begeisterung schwebt dann
auf leichten Schwingen,
die mich beglücken,
trägt überhohe Hoffnung,
wenn ich die klingenden Worte zusammenbinde. -
Denn Dichtung ist wie ein Gesang,
eine Melodie unserer Worte.-
Mit Phantasie,
die vom Hauch des Dichtens getragen,
finde ich in meiner tiefen Zurückgezogenheit
immer wieder Trost im Schreiben. -
Bis irgendwann meine Flamme verlodert,
und nur noch
eine Sprache aus Stille -
oder eine Dichterträne bleibt...
Edith Bretschneider-Gracin
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